Vitale Leber - der Schlüssel zur Gesundheit

erschienen am 27.04.2010

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Die spektakulären Krankheits- und Todesfälle aufgrund des Verzehrs von Jakobskreuzkräutern haben gezeigt, dass gerade der Lebergesundheit eine große Bedeutung beigemessen werden sollte. Die Schlüsselrolle der Leber für den gesamten Stoffwechsel  und damit die Pferdegesundheit ist endlich ins Licht der Öffentlichkeit  gerückt.

Da Wohlergehen des Freizeit- wie auch des Leistungspferdes ist eng an  eine gesunden Leberfunktion geknüpft. Die Leber ist gleichzeitig Stoffwechsel- und Speicherorgan, das Zentralorgan für Entgiftungsvorgänge sowie Produktionsstätte essentieller Körperbausteine.

Gigantischer Aufgabenbereich
Das Pferd produziert - auch wenn es nicht wie der Mensch über eine Gallenblase verfügt - täglich etwa sechs Kilogramm Galle. Die alkalische Mischung aus Cholesterin, Gallensäuren und Lecithin emulgiert die Nahrung, entfernt Toxine über den Darm, hilft bei der Verdauung und erhält so das gesunde Darmgleichgewicht.

Der Weg führt immer über die Leber
Die im Darm verdauten Nahrungsbestandteile wandern allesamt über die Darmschleimhaut in die Pfortader zur Leber und werden dort „gecheckt“.  Aus den Einzelbausteinen der Fette werden Cholesterin, Hormone und  Gallensäuren gebildet. In Form von Lipoproteinen gelangen die Fette wieder ins Blut. Von dort aus werden sie zur Energieerzeugung (z.B. Muskeln) oder als Speicherfett (z. B. Mähnenkamm) an den entsprechenden Ort transportiert.

Kohlenhydrate, die zum Beispiel als Glucose die Leber erreichen, werden in das Speichermolekül Glycogen (tierische Stärke) umgewandelt und in der Leber oder später der Muskulatur eingelagert. Damit übernimmt die Leber auch einen Großteil der Regulation des Blutzuckerspiegels und hält ihn unabhängig von der Nahrungszufuhr konstant.

Die verdauten  Proteinfragmente (Aminosäuren) werden in körpereigenes Eiweiß oder nach Abspaltung der Stickstoffgruppe in Zuckerverbindungen abgebaut. Dabei ist die Leber ein riesiges Speicherorgan für viele Nährstoffe (Vitamine, Spurenelemente, etc.).


Entgiftungsfunktion
Die Leber übernimmt die Entgiftung und Ausscheidung von schädlichen Stoffen, wie Giften aus der Nahrung. Dazu zählen Toxine, die über kontaminiertes Futter in den Organismus gelangen, wie Bakterien- oder Pilzgifte aus dem Grundfutter. Aber auch Arzneimittel, wie Wurmkuren, Impfstoffe, Schmerzmittel oder Antibiotika werden über die Leber abgebaut.

Durch Stress, Überbelastung oder Infektionen vom Körper selbst gebildete Stoffe wie freie Radikale, sowie Ammoniak-, Alkohol- und Schwefelverbindungen aus Fehlgärungen des Darms werden von der Leber in unschädliche Verbindungen umgewandelt und über die Galle und Niere zur Ausscheidung gebracht.

Gesunde Leber – gutes Immunsystem
Ob Infektionen, Allergien oder Tumorerkrankungen – die Leber übernimmt Schlüsselfunktionen für ein gut funktionierendes Immun- und Hormonsystem. Somit hat die Leber auch immer einen Bezug zur Entstehung von Ekzem, chronisch obstruktiver Bronchitis, Hufrehe oder Fruchtbarkeitsstörungen. Ist die Leberfunktion eingeschränkt, übernehmen andere Organe, zum Beispiel Darm, Niere oder Haut einen Teil der Entgiftungsfunktion. Diskutiert werden kann, ob Stauungen des Galleflusses auch beim Pferd zu Magenproblemen führen können.

Selbst eine leichte Leberfunktionsstörung, die im Blutbild noch nicht ersichtlich ist, kann Auswirkungen auf den Hormonhaushalt, den Blutzuckerspiegel und den Aufbau von körpereigener Muskelmasse haben. Auch eine zu hohe Futterzufuhr kann langfristig die Leber überlasten.


Hat mein Pferd ein Leberproblem?
Die Leber verfügt über hohe Kompensations- und Regenerationsmechanismen, um sich und den Körper zu schützen. Das ist einerseits sehr gut, macht aber eine Schadensdiagnose äußerst schwierig. So kann die Diagnose „erhöhte Leberwerte im Blut“ erst im fortgeschrittenen Stadium gestellt werden und ist ein ernstzunehmendes Problem.

Einige Symptome zeigen dem aufmerksamen Pferdebesitzer bereits vorher, dass die Leber überlastet bzw. erkrankt ist. Dazu ist an erster Stelle Mattigkeit und Interesselosigkeit bis hin zur Apathie zu nennen. Bei stichelhaarigen Pferden kann man feststellen, dass die Anzahl der weißen Haare im Jahresrhythmus deutlich schwankt. Diese Pferde reagieren auf Leberstoffwechsel unterstützende Maßnahmen oft sehr gut. Leberkranke Pferde haben auch oft eine „schlechte Laune“, sind Artgenossen oder Menschen gegenüber unfreundlich und wirken verspannt. Später können Appetitlosigkeit, häufiges Gähnen und die Neigung zu Durchfällen oder Verstopfung dazukommen. Weitere Anzeichen für Leberprobleme sind das vermehrte Auftreten von Koliken, Blähungen, übel riechender Kot sowie Untertemperatur. Kann die Leber ihre Aufgabe als Entgiftungsorgan nur noch beschränkt wahrnehmen, können Juckreiz, Hautprobleme und sogar Bauchödeme auftreten. Gelbsucht (das Weiße im Auge wird gelb, die Mundschleimhaut bräunlich) und Hufrehe können ultimative Begleiterscheinungen von Leberproblemen sein.

Vorbeugen ist besser als Heilen
Zunächst kann ein Blutbild Aufschluss geben, ob bereits erhebliche Störungen vorliegen. Selbst bei guten Leberwerten ist eine Störung aber nicht ausgeschlossen.

Die beste Vorbeugung gegenüber Leberfunktionsstörungen ist die Ursachenvermeidung! Das heißt, dass gerade Grundfutter wie Raufutter und Getreide nicht durch Schadkeime kontaminiert sein sollten. Verschimmeltes Heu oder Silage sowie modriges Stroh gehören nicht in den Stall eines Pferdes. Giftpflanzen wie Herbstzeitlose oder Jakobskreuzkräuter dürfen nicht im Heu mitgetrocknet werden, das Jakobskreuzkraut muss auf den Weiden wieder zurückgedrängt werden.

Die Kraftfutterration sollte leicht verdaulich und daher hoch aufgeschlossen sein und in mehreren kleinen Rationen zur Vermeidung von Fehlgärungen und Blähungen gefüttert werden. Sich im Darm bildende Giftstoffe gelangen meist unweigerlich in die Leber.

Yoyo-Effekt ist superschädlich
Ein fast politisches Thema ist die Überfütterung von Pferden. Die chronische Hufrehe und das Equine Metabolische Syndrom sind das traurige Ergebnis eines ständigen unangemessenen Nahrungsüberschusses. Dabei leidet die Leber während der Phase des Mästens durch ein Überangebot an Nährstoffen, insbesondere Eiweißen.

Das daraufhin notwendige Abspecken der Pferde geht einher mit der Anflutung von aus dem Körper gelösten Fetten, die als Blutfette in die Leber gelangen. Im Körperfett gebundene Giftstoffe werden während der Diät frei und müssen ebenso durch die Leber entgiftet werden.

Liegt der Verdacht nahe, dass ein Pferd unter Leberproblemen leidet, wird die Ernährung umgestellt. Dabei wird eine eiweiss – und fettreduzierte Kost angestrebt. Mit dem Weidegang wird sehr viel Eiweiß zugeführt, daher muss der Weidegang kontrolliert erfolgen. Das Pferd sollte täglich, aber möglichst stressarm mit langen Schrittreprisen bewegt werden. Zur Unterstützung der Leber sollte auch die Darmtätigkeit angeregt werden. Das kann durch regelmäßige Mashfütterung und verdauungsfördernde Kräuter (Fenchel, Anis, Kardamom, etc.)  erfolgen.

"Was bitter im Mund, ist dem Magen gesund:"
Natürlich bittere Pflanzenstoffe unterstützen ganz besonders die  Leberfunktion. Dabei wird durch sogenannte Bitterstoffe der basische Gallefluss erhalten und angeregt. Bitterstoffe sind in Artischocke, Mariendistel, Löwenzahn oder Zitwerwurzel enthalten. Bitterstoffe regen nebenbei die Basenbildung im Organismus an und sollen damit sogar einer Übersäuerung des Körpers entgegenwirken.

Eine Unterstützung der Leber kann regelmäßig im Fellwechsel erfolgen. Besonders wichtig ist eine Leberentgiftung in der Rekonvaleszenz, bei Renn- und Sportpferden vor und nach der Saison, sowie grundsätzlich bei übergewichtigen Pferden.

Und hier der Futtertipp: Frühlingserwachen No. 5. Siehe unten der Link!

Dr. Susanne Weyrauch-Wiegand

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