Rentner in Topform
erschienen am 01.03.2000
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Viele ältere Pferde haben das gleiche Problem: Zahnausfall und damit einhergehend eine schlechtere Kaufähigkeit des Gebisses. Im Endstadium, wenn das Gebiss seine Kaufähigkeit fast gänzlich verloren hat, ist das an den Heurollen im Trog und in der Box erkennbar. Das Pferd versucht Heu fressen und nimmt eine Handvoll davon ins Maul. Verzweifelt kaut das zahnlose Pferd auf dem Rauhfutter herum und kann es doch nicht zerkleinern geschweige denn schlucken. So spuckt das Pferd nach einer gewissen Zeit den nun faustgroßen und eingespeichelten Heuballen wieder aus. In der Folge magern die Pferde oft stark ab, das Fell wird stumpf und die Vitalität lässt nach.
Viele Pferdehalter versuchen hier mit höheren Kraftfuttergaben gegenzuhalten. Wenn überhaupt, so ist der Erfolg nur von kurzer Dauer. Nach kurzer Verbesserung des Futterzustandes des Pferdes fällt es schnell wieder ab. Weitere Steigerungen der Kraftfuttermenge führen nicht zum Erfolg. So gibt es immer wieder alte Pferde, die mit 8 und 10 kg Kraftfutter aussehen wie das "Leiden Christi".
Daraus kann ersehen werden, wie wichtig für Pferde das sogenannte Grundfutter ist. Alle Pferde benötigen zur Aufrechterhaltung einer gesunden Verdauung ausreichend "strukturierte Rohfaser" - oder besser: "kaufähiges Futter". Durch intensives Kauen wird der Speichelfluss angeregt, dadurch steigt der pH-Wert im Futterbrei an, was sich wiederum günstig auf das Milieu im Verdauungstrakt auswirkt. Niedrige pH-Werte lassen auf eine Fehlgärung im Blinddarm schließen, die dadurch entsteht, dass das Pferd zuviel Kraftfutter in zu kurzer Zeit frisst und viele Komponenten des Futters in den Blinddarm fließen. Die Folge dieser Fehlgärungen können z. B. Appetitlosigkeit oder abnormer Appetit sein. In besonders schweren Fällen bewirkt ein zu niedriger pH-Wert im Blinddarm ein Mikrobensterben. Eine mögliche Folge ist die Freisetzung von Endotoxinen, die über die Darmschleimhäute absorbiert werden und zu Hufrehe führen können. Relativ häufig anzutreffen sind auch Durchfälle, stinkender Kot sowie eine nachhaltige Schädigung der Darmschleimhaut.
Wichtig zur Erhaltung eines gesunden Darmmilieus und für das Pferd allgemein ist, dass das Grundfutter nicht zu energiereich ist und genügend Rohfaser enthält. Von großer Bedeutung ist aber nicht nur die Zusammensetzung des Grundfutters, sondern auch dessen Qualität. Schimmel und andere Verunreinigungen (Mäusekot etc.) können zu schweren gesundheitlichen Schäden führen. Koliken und Allergien lassen sich häufig auf schlechtes Futter zurückführen.
Was aber tun, wenn das Pferd Rohfaser in Form von Heu, Gras oder Stroh braucht, diese aber nicht mehr aufnehmen kann? Die Alternative hierzu sind Cobs.
Dabei wird das gemähte Gras auf eine Länge von 5 - 8 cm gehäckselt, in einer großen Trommel mit Warmluft getrocknet und zu Cobs gepresst. Der Durchmesser variiert dabei von 8 - 16 mm. Gute Pferdecobs haben einen Durchmesser von 14 - 16 mm. Günstig ist der hohe Vitamin E und ß-Carotingehalt, die Heustruktur ist noch gut erkennbar. Stimmt dann noch der Eiweißgehalt (bis maximal 12 %), können diese Cobs gut als Grundfutter eingesetzt werden.
Nicht zu verwechseln sind Cobs mit den häufig angebotenen Grünmehlpellets oder Luzernepellets. Hierbei wird das Grüngut fein vermahlen, um den Trocknungsprozess zu beschleunigen. Die üblicherweise für Rinder produzierten Grünmehlpellets zeichnen sich meist durch hohe Eiweißgehalte aus, eine Eigenschaft, die für Pferdefutter unerwünscht ist. Ein weitere Nachteil ist bei den fein vermahlenen Futtermitteln, dass die Verdaulichkeit der Rohfaser auf die Hälfte sinkt. Hinzu kommt die meist kleinere Pressung von 6 - 10 mm. Werden Cobs trocken verfüttert -wie man das üblicherweise an Pferde mit intaktem Gebiss auch tut - so ist die Gefahr von Schlundverstopfungen bei Cobsgrößen von 8 - 12 mm am größten.
Auf die Produktion von pferdegerechten Cobs spezialisierte sich die Firma AGROBS aus Degerndorf am Starnberger See. Seit 1980 werden Wiesencobs unter dem Markennamen PRE ALPIN entwickelt und vertrieben. Das besondere an den PRE ALPIN Wiesencobs ist, dass sie aus über 60 verschiedenen Gräsern und Kräutern zusammengesetzt sind. Der geringe Eiweißgehalt (Rohproteinwert ca. 10 %) und der hohe Rohfaseranteil machen das Futter für Pferde besonders geeignet. Da das Gras (erster Schnitt Ende der Blüte) sofort nach dem Mähen verarbeitet wird, hat man einen äußerst geringen Nährstoffverlust, die sog. "Bröckelverluste" der feinen Blätter und Samen bei der Heubereitung sind hier ausgeschlossen.
Weitere Vorteile: hohe Anteile an organisch gebundenen Spurenelementen (z. B. Zink, Eisen); hoher Trockensubstanzgehalt - damit keine Gefahr von Schimmelbildung; weit höhere Energiedichte als im Heu; weiters ist das Futter äußerst hygienisch und sauber.
Doch nun zur Futtertechnik. Ein Pferd benötigt 1,5 kg strukturiertes Rauhfutter (Heu/Stroh, Cobs) je 100 kg Lebendgewicht um die Verdauung in Schwung zu bringen. Das bedeutet, ein Warmblüter mit 600 kg Lebendgewicht benötigt ca. 9 kg Heu und Stroh oder Cobs. Nachdem vorgenanntes für alte Pferde ausscheidet, bleiben noch Cobs übrig. Sie werden mit reichlich Wasser aufgeweicht und dem Pferd als Brei verabreicht. Qualitativ hochwertige Cobs wie z. B. PRE ALPIN Wiesencobs sind nach 15 - 20 Minuten vollständig aufgeweicht und können dann verfüttert werden. Cobs mit hohem Schmutzanteil, sehr feiner Struktur oder fester Pressung brauchen zum Teil Stunden, bis sie völlig aufgelöst sind.
Über die Wassermenge, die zum Aufweichen verwendet wird, kann aber auch die Wasseraufnahme des Pferdes beeinflusst werden. Gerade bei Pferden bei denen bekannt ist, dass sie zu wenig saufen bzw. an heißen Sommertagen kann der Futterbrei entsprechend dünnflüssiger angeboten werden. Darüber hinaus ist eine Medikation des Tieres oder die Verabreichung von unbeliebten Futterzusätzen über das Grundfutter sehr gut möglich. Der oft bittere oder scharfe Geschmack verteilt sich doch auf eine sehr große Futtermenge. Darüber hinaus verbessert sich die Resorption dieser Präparate bei einer gut funktionierenden Verdauung deutlich und das wiederum erhöht die Wirksamkeit.
Die Dosierung der Cobs und die Kontrolle der aufgenommenen Futtermenge ist denkbar einfach und doch sehr genau. Das im Stall verwendete Schöpfmaß wird einmal ausgewogen, anschließend wird für alle Pferde die entsprechende Menge in Kilogramm umgerechnet in Maßeinheiten. Hand aufs Herz: Haben Sie das schon einmal mit Heu versucht?