Richtig füttern im Frühling

erschienen am 12.03.2007

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Frühling lässt sein blaues Band ...

Die Vögel zwitschern, die Bäume zeigen erstes Grün und Sonnenstrahlen lassen die Pferdehaare im rechten Winkel vom Körper abstehen. Beim Putzen scheint sich das Fell der Pferde direkt vor unseren Augen aufzulösen. Wild fliegen einzelne Haare im Wind davon. Die Spatzen lieben zusammengerolltes, verfilztes Pferdehaar, weil es sich zur Verwirklichung ihrer Eigenheimträume bestens eignet. Für uns Reiter ist es weniger lustig, wenn uns einzelne Haare in Augen und Mund geweht werden. Guten Appetit! Vor dem Reiten muss jetzt besonders aktiv geputzt und gepflegt werden. Das im Winter noch nerzgleiche Pferdefell wirkt nun aufgewühlt, löst sich fleckig auf und man scheint der Anflutung von Haarmaterial nicht gewachsen zu sein. Bei vielen Pferden stellt sich auch vermehrter Juckreiz ein. Jene, die die Chance haben, sich im Schlamm oder Sand zu wälzen, tun dies ausgiebig, was das Putzen auch nicht leichter macht. Auf den Koppeln hat gegenseitiges Kraulen Hochkonjunktur.

Mattigkeit begegnen
Manche Kameraden fühlen sich in dieser Zeit nicht so frisch wie andere. Für diese Frühjahrsmüdigkeit ist neben der allgemeinen Fellwechselbelastung oft die Leber verantwortlich. Daher ist gerade jetzt die richtige Zeit für eine Leberentgiftung. Wesentlich sind dabei Kräuter wie Löwenzahn, Schafgarbe, Artischocke und Mariendistel. Die Fütterung von traditionellem Mash hat sich als Entschlackungskur bestens bewährt. Seit Jahrhunderten verbessert diese warme Mahlzeit aus Leinsamen und Weizenkleie die Darmsituation, fördert die Verdauung und beugt Koliken vor. Anis und Koriander verfeinern nicht nur den Geschmack von Mash, sondern fördern auch dessen Wirkung auf die Verdauung.

Kalte Nächte, warme Tage
In manchen Gegenden belasten große Temperaturunterschiede zwischen Tag und Nacht den Stoffwechsel des Pferdes. In den Ställen beobachtet man ein ständiges Decke rauf und Decke runter – dicke Decke runter – dünne Decke rauf. Die Kolikgefahr und die Belastung des Herzens besonders bei älteren Pferden steigen bei wechselhaftem Wetter. Wann haben Sie das letzte Mal Magnesium gefüttert€ Das Herz älterer Pferde kann man ebenso wie das Herz älterer Menschen mit der Kombination aus Magnesium, Vitamin E und herzkreislaufstützenden Kräutern wie Weißdorn, Ginseng oder Rosmarin stärken.

Immunrelevante Fütterung
Pferde haben von Natur aus ein gutes Immunsystem. Allerdings schwächen Stallluft, einseitige Ernährung und wenig Abwechslung für die Psyche das Immunsystem. Daher sollte man auch im Winter und der Übergangszeit Ausritte einplanen, wenigstens an der Hand grasen lassen oder auch einem Dressurpferd mal eine Springstunde gönnen.

Im Fellwechsel kann man die Kost abwechslungsreich und auch leichter verdaulich gestalten, indem man die Getreidemahlzeit durch faserhaltige Futter aufwertet. Neben Mash kann man Rübenschnitzel, Karotten, Sellerie, Äpfel, Luzerne oder Kräutermischungen einsetzen. Damit wird die Raufutterration an sich aufgewertet, die im Frühling meist ihr niedrigstes Qualitätsniveau erreicht. Staubiges, überlagertes Heu reizt die Atemwege und belastet zudem einen durch den Fellwechsel geschwächten Körper.

Kräuterreich
Kräuterhaltige Zusatzfutter haben eine entschlackende Wirkung und können damit den Stoffwechsel entlasten. Kräuter sind Lieferanten seltener Spurenelemente und Sekundärer Pflanzenstoffe mit allgemein gesundheitsfördernder Wirkung und daher ein interessanter Futterzusatz, nicht nur im Frühjahr. Schleimlösend, antibakteriell und als vorzüglicher Zinklieferant eignet sich der Thymian. Der Bedarf an ß-Carotin wird durch Karotten, Mais- und Weizenkeime, frisches Gras und Luzerne, eventuell auch Spezialpräparate für Stuten gedeckt, da sich der Gehalt an ß-Carotin im Heu mit der Lagerung abbaut.

Öle in der Fütterung
Die Fütterung von Ölen und Ölfrüchten, insbesondere Leinsamen und dessen Öl, hat sich im Fellwechsel schon immer bewährt. Der Umbau der mehrfach ungesättigten Fettsäuren in gesundheitlich relevante Stoffe allerdings ist abhängig vom Spurenelement Zink. Dessen Bedarf steigt im Frühjahr drastisch an und kann oft nur durch entsprechende spurenelementhaltige Präparate gedeckt werden. Die Ölfütterung geht auch einher mit einem höheren Bedarf an Vitamin E, Selen und Cholin. Diese Nährstoffe sind besonders stark im Fettstoffwechsel engagiert.

Mauke vorbeugen
Mauke hat weniger mit Schmutz zu tun als man denkt. Die Mühe ständigen Putzens und Schmierens kann man sich durch die Gabe von hochdosierten Zinkpräparaten mit rein organisch gebundenem Zink ersparen. Dabei haben erfahrungsgemäß das Doppelte bis dreifache des geschätzten Tagesbedarfs, der bei etwa 100mg pro 100kg Körpergewicht liegt, innerhalb von zehn Tagen ganz deutliche Effekte gebracht. Produkte mit so hohen Gehalten an einzelnen hochwirksamen Spurenelementen sind nur über den Tierarzt erhältlich.

Vorsicht Ekzem
Mit den ersten Sonnenstrahlen, den ersten Fliegen und den ersten Gräsern fängt es wieder an: das Sommerekzem, mittlerweile eine Volkskrankheit in der Pferdeszene. Es betrifft hauptsächlich robustgehaltene Pferde, weniger diejenigen, die ganzjährig in Ställen gehalten werden. Der Juckreiz, meistens beginnend an Schweif und Mähnenkamm, weitet sich dann im Lauf des Frühjahrs und Sommer entzündet, aufgedunsen und schorfig über den gesamten Körper aus. Schutz davor bieten eine entsprechende Haltung, Pflege und Fütterung. Paddock statt Wiese, Stall statt Weide, Ekzemerdecke und eine angepasste Spezialfütterung sind die Konsequenzen, die getragen werden müssen. Besondere Pflegemaßnahmen wie durchblutungsförderndes Putzen, Waschungen und korrekte Trocknung gehören auch dazu.

Fütterung des Ekzemers
Die Fütterung sollte stoffwechseloptimierende Spurenelemente in bestimmtem Verhältnis zueinander, hochwertige Omega-3-Fettsäuren aus Lein-Hanf- oder Rapsöl und hautrelevante Vitamine zur Verfügung stellen. Zusätzlich förderlich ist die Reduktion von Eiweiß und Stärke zugunsten hochwertiger Rohfaser. Auch die Beachtung und Verbesserung des Leber- und Nierenstoffwechsels sind von höchster Bedeutung.

Koppelgang
Mit den Sonnenstrahlen erwacht das Gras aus dem Winterschlaf. Die ersten Sprossen sind zwar extrem eiweißreich, jedoch auch reich an der gesamten Spurenelement-Palette. Ein sorgsames Angrasen ist daher gesundheitsförderlich. Das tägliche Grasen, schon eine viertel bis halbe Stunde täglich, kann einen sehr positiven Effekt auf den Stoffwechsel haben.

Nach dem Frühling folgt der Sommer. Beachtet man ein paar Regeln, erleichtert man dem Pferd den Übergang in ein schönes, erfolgreiches, gemeinsames Reiterjahr.

Dr. Susanne Weyrauch


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